Ernteverfrühung

Ich kann mich in frühester Jugend erinnern, dass meine Tante Trautchen einen riesigen, gut gepflegten Gemüsegarten hatte. Es waren bestimmt 6 000qm.

In den Kriegsjahren hat sie damit die sehr große Familie einigermaßen gut über viele Hungerjahre gebracht.

 

Aus Erzählungen meines Vaters, der dass alles "hautnah" erlebt hatte, weiß ich noch einiges zu berichten.

Zum Beispiel:
Ernteverfrühung

Es gab in unserer Familie wärend des Krieges sehr viele hungrige Mäuler - wie in den meisten Familien, nicht nur in Deutschland. Also war es sehr wichtig so zeitig es ging im Jahr frisches Gemüse auf den Tisch zu bringen.

Gewächshäuser waren Luxus und wenn es sie gab waren sie aus alten Fenstern zusammen genagelt. An Glas war aber schwer heran zu kommen und Folientunnel oder Verfrühungsvliese kannte man nicht. Also war es ratsam Pflanzen im Herbst an zu ziehen um sie draußen zu überwintern. Im Frühjahr hatten sie dann einen deutlichen Wachstumsvorsprung.

Die übers Jahr mit Hühner-  oder Pferdemist gut gedüngten Beete wurden im frühen Herbst mit Gemüse eingesät. Ich erinnere mich, dass überwiegend viele verschiedene Kohlsorten gesät wurden, da sie recht unempfindlich gegenüber Kälte waren. Die kleinen Pflänzchen wurden gehegt und gepflegt bis es zu kalt wurde um sie ungeschützt stehen zu lassen.

Meine Tante pflanzte sie immer in kleine "Gräben", so das die entstandenen Erdewälle etwas gegen den Herbstwind schützten. Bei beginnendem Frost wurde auf die Wälle dicht Reisig gesteckt und die Pflanzen mit Tannenästen so abgedeckt dass die kleinen Gemüsepflanzen nicht zerdrückt werden konnten - also quasi ein kleiner Tunnel.

Im Folgejahr wurde mit beginnender Wärme über Tag das Reisig entfernt und Abends wieder aufgelegt, denn die Pflanzen sicherten ja als Nahrung das Überleben und waren somit sehr wertvoll. Erst wenn die Temperaturen sicher waren und keine Nachtfröste mehr zu erwarten wurde alles Reisig entfernt.

So hatten die Gemüsepflanzen einen deutlichen Vorsprung und die Ernte setzte entsprechend eher ein.


Schreib` mir unbedingt!

Wenn du auch noch etwas von früher weißt, schreibe mir unbedingt. Wir sammeln dieses wertvolle Wissen hier, damit es nicht verloren geht.


Unser Tante Trautchen.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0