Ernteverfrühung durch Pflanzenleuchten
Pflanzenlampen bzw. -leuchten sind keine normalen Leuchmittel. Sie imitieren das Farbspektrum des Sonnenlicht. Es geht also um Wachstumslicht für eine verbesserte Photosynthese der Pflanzen.
Das künstliche Beleuchtung Pflanzen schneller wachsen lässt ist unbestritten.
Ich sehe den Nutzen des Ganzen allerdings etwas anders.
Natur macht nichts "einfach so"
Natur hat einen sinnvollen Ablauf: Saaten keimen wenn das Wetter und die Bodentemperatur passt, Pflanzen entwickeln sich dann zügig und gut. Die Früchte sind erntebereit, weil genau zum richtigen Zeitpunkt soviel Licht und Wärme da ist wie zum ausreifen benötigt wurde.
Mir entzieht sich der Sinn immer früher im Jahr, als eine Saat natürlicher Weise keimen würde, vorzuziehen und das mit dem Fingerzeig auf Ernteverfrühung.
Wofür?
Mein Gegenargument Nummer 1
Unsere Ernte ist so reichlich, dass wir bis weit ins Jahr von der letzten Ernte haben, auch dann noch, wenn die Neue schon pflückfertig ist. Ich habe das Gefühl in den letzten Jahren ist ein regelrechter Wettbewerb entstanden, wer hat das früheste Gemüse. Nicht zuletzt und insbesondere bei Bloggern und Youtubern. Vergesst dabei nicht, sie verdienen unter anderem damit ihr Geld solches Zubehör zu bewerben und als positiv zu bewerten. Häufig bekommen sie "Gerätschaften" genau zu diesen Werbezwecken kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ob das dann objektiv bewertet wird, das mag ich einmal bezweifeln.
In meinem Verständnis säe ich dann, wenn im natürlichen Verlauf die Zeit dafür ist, nicht früher.
Ich habe kaum Ausfälle durch witterungsbedingte Umstände wie Jungpflanzen die schon so weit sind dass sie eigentlich ins Freie müssten, aber das Wetter dafür noch nicht geeignet ist. Und wer hat drinnen schon Platz für Unmengen an Keimlingen?
Wer sich einmal bei historischen Sorten umschaut stellt fest, dass es Sorten gibt die im Herbst draußen vorgezogen werden, normal durch den Winter gehen und ohne künstliche Verfrühung sehr früh im Jahr (durch den natürlichen Wachtumsvorsprung im Herbst) reifen, wie zum Beispiel Winterkefe oder Salate. Auch mit verschiedenen Kohlsorten geht das.
Wenn ich einige, ganz wenige Pflanzen vorziehe, weil sie eine lange Kulturdauer haben, brauche ich außer wenigen Hilfsmitteln kein Equipment. Ein Stück Pappe umwickelt mit Alufolie oder Eisschutzfolie für die Autoscheibe. Einfach die Pappe oder Folie hinter die Pflänzchen auf die Fenster abgewandte Seite stellen, fertig.
So bekommen sie rundherum Licht und wachsen weder spillig noch zu einer Seite. Natürlich säe ich auch hier nicht so früh im Jahr aus wie viele Hobbygärtner/-innen das mittlerweile tun.
Rechnen sich Leuchten überhaupt?
Ich kann nachvollziehen das in einem gewerblichen Unternehmen Beleuchtung unter Umständen Sinn macht. Im privaten Rahmen finde ich persönlich braucht es das nicht
Abgesehen davon dass unnötig Strom verbraucht wird...ja, ich weiß dass LED Leuchten nur einen Bruchteil Strom verbrauchen, aber bei 12 bis 15 Stunden summiert sich auch dass zu einem Stromkontingent was bei vielen Gärtnern/-innen schon ins Gewicht fällt und ganz sicher auch anders ginge. Dann kommt noch die Anschaffung dazu. Kaufe ich eine Leuchte die in Tests gut abschneidet und nicht vom blauen Kaufhaus ist (diese taucht in den Test nicht vorne auf) liegt der Kaufpreis schon um die 180 € - plus den dann laufenden Stromkosten.
Steht das für mich in Relation zur erwarteten Ernte, die auch mit Pflanzleuchte nicht garantiert werden kann, weil bei der Aufzucht bis zur Ernte ja bekanntlich viele Faktoren eine Rolle spielen?
Nein, das steht für mich in keinem vernünftigen Verhältnis.
Wie haben soviel zu Ernten, dass wir - trotz Eigenverbrauch, einkochen, trocknen und einfrieren auch den Nachbarn noch vieles zukommen lassen. Mehr als mehr macht für mich keinen Sinn.
Wenn schon Leuchte - dann die richtige
Aber jedem das Seine und wer unbedingt eine Wachstumsleuchte anschaffen möchte, bitte dann eine ordentlich getestete, die einen guten Job macht und lange hält. Auch das ist Nachhaltigkeit.
Die Qualität hängt von der richtigen Wellenlänge des Lichtes ab. Pflanzen benötigen vor allem blaue und rote Anteile. Das Verhältnis dieser Lichtanteile aber auch die Lichtintensität bestimmen ob Pflanzen kompakt wachsen oder "vergeilen" (lange, dünne, schwache Triebe).
Ausschlaggebend für die Güte einer Pflanzenleuchte ist also der Farbton einer Lampen.
Aufdrucke "1A", "1B" oder die Temperaturangabe 5.000 Kelvin sind ein Qualitätsmerkmal für ein gutes Lichtspektrum.
Manchmal werden bläulich eingefärbte Halogenleuchten als "Pflanzenlicht" angeboten. Diese taugen nichts. Ihnen fehlt die Ausgewogenheit blau/rot. Zudem wird diese Leuchte sehr! heiß und der Stromverbrauch ist vollkommen inakzeptabel.
Nutzen kannst du alternativ Leuchtstoffröhren neueren Herstellungsdatums in "daylight", also Tageslicht. Diese müssen allerdings dicht (etwa 20 bis 30 cm) über dem Pflanzgut hängen um ihre Wirkung zu tun.
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