Eine fast vergessene Frucht
Das erste Mal bin ich vor vielen, vielen Jahren diesem Strauch in einem sehr kleinen Dorf an der Mosel begegnet.
Es war Herbst und im Vorgarten eines wunderbar alten Bauernhauses stand ein Strauch mit den seltsamsten Früchten die ich je gesehen hatte. Neugierig wie ich nun einmal bin fragte ich kurzerhand die Bäuerin, eine alte, sehr freundliche Dame. Sie erklärte mir es sei eine Mispel. Diese Sträucher hätten früher eigentlich in jedem Garten gestanden.
Mispeln als Bäume dagegen wäre eine Modeerscheinung. Das würde sie aus ihrer Jugend nicht kennen. Die Früchte wären essbar, allerdings benötigten sie zuvor eine gute Frostphase oder man müsse sie länger lagern, damit sie ihren charakteristischen, typisch süß-säuerlich-aromatischen Geschmack entfalten könnten. Sie würden dann zu Marmelade, Gelee (aufgrund des hohen Anteils an Pektin) oder Nachspeisen wie etwa Parfait verarbeitet. Auch ein hervorragender Schnaps ließe sich daraus herstellen.
Von dieser netten Dame habe ich auch dieses ausgefallene Rezept erhalten:
Safran-Dörrlitzen-Törtchen.
Da ich ja Obst und Gemüse interessant finde, die irgendwann einmal aus dem Focus der Gärtner und Gemüsegartenbesitzer geraten sind, habe ich mir in diesem Jahr (2022) einen Mispelstrauch in der Fachgärtnerei meines Vertrauens bestellt. Mispeln sind völlig unkompliziert, so ist mein Exemplar hervorragend angewachsen. Ich bin echt gespannt, wann ich die ersten Früchte ernten und verwerten kann. Mispelfrüchte könnte man, wenn man wollte sogar roh essen. Sie sind im Gegensatz zu vielen kursierenden Gerüchten auch ungekocht nicht giftig. Allerdings ist die Konsistenz eher mehlig-sämig. Das ist sicher nicht jedermanns Ding.
Ein Nachteil der Mispel ist, sie lässt sich nicht gut lagern. Im Kühlschrank klappt das max. 5 Tage. Sie müssen also zügig verwertet werden - vorausgesetzt Vögel lassen genügend übrig. Für sie ist die Frucht ein super Energielieferant im Winter. Deshalb macht es auch Sinn einen Mispelstrauch in eine Wildhecke zu integrieren.
Oft habe ich ja schon festgestellt, dass solch 'vergessene' Obst- und Gemüsesorten geschmacklich herausragend sind. Sie eignen sich lediglich nicht zur Massenproduktion, da sie entweder nicht ertragreich genug sind oder die Verwertung sehr aufwändig ist. Für den Hobbygartenbereich kann ich es allerdings wärmstens empfehlen alte Sorten auszuprobieren.
Mispeln könntest du - wenn du genügend Geduld aufbringst auch aus den Kernen ziehen.
Das kleine Klugscheißerchen
Mispelfrüchte haben einen guten gesundheitlichen Wert. Sie enthalten zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und sind seit je her ein wertvolles Obst in der erkältungsgeprägten Herbstzeit.
Eingenommen fördern sie durch die enthaltenen Gerbstoffe die Verdauung, wirken entzündungshemmend und verlangsamen Verkalkungsprozesse.
Für die Mispel bestehen bzw. bestanden gebietsbezogen unterschiedliche Namen: Hundsärsch (Saarland), Aspelen (Schwaben), Aspeln (Schwaben), Apenärseken (mittelniederdeutsch), Apenears (mittelniederdeutsch), Apeneersken (mittelniederdeutsch), Apenihrschen (mittelniederdeutsch), Apenirschen (mittelniederdeutsch), Asperle (Österreich, Bayern), Eschpel (mittelhochdeutsch), Espelbaum (Österreich), Espele (Bayern bei Eichstädt), Esperlbaum (Salzburg), Esperling (Österreich), Hespel, Hespelbaum, Hespelstrauch, Hirschbeerle (Österreich), Mehlbeere (in Bezug auf die mehlig-teigigen erntereifen Früchte), Melboum (mittelhochdeutsch), Melpiren (mittelhochdeutsch), Mespel (mittelhochdeutsch), Mespelbom (mittelniederdeutsch), Mespilbaum (althochdeutsch), Messelpaum (mittelhochdeutsch), Mestel (mittelhochdeutsch), Milebom (mittelniederdeutsch), Mispelber (mittelhochdeutsch), Mispelbaum (mittelhochdeutsch), Mispele, Myspelbo, Nespelbam (Tirol), Leischpl (Lavanttal in Ostkärnten), Nesperli (Tirol), Nespelen (Südtirol), Nespelbaum, Nespil (althochdeutsch), Näschpli (Kanton Nidwalden, Schwyz), Näschple (Kanton Luzern) Quantelbeerbaum (Österreich), Quaddl (pl.: Quaddla) (mittelschwäbisch), Wichsel (mittelhochdeutsch), Wihsel (mittelhochdeutsch), Wihselbaum (mittelhochdeutsch), Wispel (Niederlausitz, Hannover), Wispelter (bezieht sich auf die Frucht, Niederlausitz, Hannover) und Wispeltüte.
Quelle Wikipedia
An den vielen Namen quer durch alle Bundesgebiete und angrenzende Länder siehst du, wie verbreitet die Mispel früher einmal war.
Vic Hilger (Sonntag, 19 März 2023 15:24)
Unser Baum im Vorgarten trägt jedes Jahr bestimmt über einen Zentner Früchte. Er eignet sich sehr gut im Vorgarten, weil er nicht so gross wächst und eine schöne Blüte hat. Auch verträgt er einen Rückschnitt sehr gut. Unser Baum hat inzwischen über 40 Jahre, hergeben werden wir ihn nicht mehr.