Mulchen - Vor-und Nachteile
Das Thema mulchen spaltet die Garten-Fangemeinde.
Ich habe in den letzten Jahren diverse Mulch-Varianten getestet. Hier kommt meine Erfahrung.
Mulchen kannst du mit verschiedensten Materialien, oder aber mit einem Mix. Letzteres macht unbedingt Sinn, denn nicht jeder Mulch fördert ein gesundes Bodenleben. Wer mulcht verfolgt in der Regel mehrere Ziele - Bodenleben fördern, Wasserverdunstung reduzieren, Unkraut vermeiden. Also eine win-win-win-Situation? Aus meiner Erfahrung nur zum Teil.
Der Vorteil:
- Mulch reguliert die Bodentemperatur recht gut. Das heißt im Umkehrschluss allerdings, dass eine Mulchschicht im Frühjahr an warmen Tagen beiseite geräumt werden sollte, damit sich der Boden darunter erwärmen kann.
- In heißen Sommern sorgt ein bedeckter Boden für längere Feuchtigkeit im Boden - das kann sicher niemand absprechen.
- Ein guter Mulchmix kompostiert im Laufe des Jahres im Beet und sorgt so für ein gesundes Bodenleben und ausreichende Nährstoffe für die Gemüsepflanzen.
- Ein Teil Mulchmaterial fällt in der Regel kostenfrei ohnehin im Garten an: Rasenschnitt, Laub, Pflanzenreste.
Der Nachteil:
- Allerdings gibt es davon in der Regel nicht so viel, dass sich die Beete in ausreichender Dicke mulchen lassen um halbwegs Unkrautfrei zu bleiben.
- Zudem wäre ich bei mulchen mit Pflanzenresten eher vorsichtig, den sollten sie von kranken Pflanzen stammen möchte ich diese nicht in meinen Gemüsebeeten haben.
- Du solltest dich auf jeden Fall schlau machen welcher Mulch bei der Rotte welche Nähstoffe verbraucht. Diese sollten dem Boden dann durch gießen mit Jauche wieder zugeführt werden.
- Ein weiterer Nachteil ist es, dass sich Wühlmäuse, Mäuse, Schnecken und im schlechtesten Fall Erdgrillen unter einer Mulchschicht sehr wohlfühlen und sich rasch vermehren.
- Das mulchen Beete Unkraut frei hält kann ich übrigens nicht bestätigen - was aber vielleicht an der Lage unserer Beete liegt (direkt neben einer Wiese). Unkräuter samen auch in eine Mulchschicht aus und gedeihen dort ganz wunderbar.
Die Mulchmaterialien
Stroh
Stroh kann man manchmal in Reitställen bekommen. Handliche kleine Ballen gibt es dort allerdings kaum noch. Kaufen kannst du sie ab und an in Raiffeisenmärkten. Sie sind dann im Verhältniss recht teuer.
Vorteile:
- Stroh lässt sich sehr einfach verteilen und sorgt für ein gutes Feuchtigkeitsklima.
- Das Wasser kann beim Gießen ungehindert an den Boden gelangen.
- Auch bei längeren Regenperioden trocknet Stroh recht schnell wieder ab.
- Es enthält kaum Unkrautsamen.
Nachteile:
- Stroh gibt kaum Nährstoffe ab, wenn es sich zersetzt.
- Wird und bleibt Stroh über längeren Zeitraum naß bildet sich im gesamten Stroh Schimmel.
Mist
Ich kann hier nur mit meiner Erfahrung mit Pferdemist berichten.
Pferdemist ist im Gegensatz zu Stroh durch Urin und Kot recht nährstoffreich. Allerdings gilt zu beachten - er muss abgelagert sein, den viele Pflanzen vertragen keinen frischen Mist.
Vorteile:
- Alle zwei Jahre bekommen meine Beete eine wirklich dicke Packung frischen Pferdemist - diesen bringe ich im Spät-Herbst in die Beete wenn sie abgeräumt sind! Im Frühjahr ist die oberste Schicht dieser Matte dann schön trocken und bildet die eigentliche Mulchschicht, darunter ist eine dicke feuchte Schicht Humus-Mist-Gemisch mit tausenden Regenwürmern darin. Gräbt man noch ein wenig tiefer hat man schon besten Humus. Das reicht dass ich die ganze Saison weder mulche noch dünge.
- Pferdemist wird meist umsonst abgegeben.
Nachteile:
- Es macht beim Aufbringen viel Arbeit, den der frische Mist ist schwer.
- Der Transport muss organisiert werden, da je nach Gemüsegarten größere Mengen Mist benötigt werden.
- Pferdemist riecht im Gegensatz zu Kuhmist dezent. Die Geruchsbelästigung für das Umfeld ist aber auch hier auf jeden Fall zu bedenken.
- Diese Art des mulchens sollte wegen der Bodenbelastung mit Nitraten nicht jährlich gemacht werden.
Heu
Gutes Heu riecht frisch und nach Gräsern. Nur solches rascheltrockene Heu sollte verwendet werden.
Vorteile:
- Es gilt das Gleiche wie für Stroh: man kann Heu, wenn man fragt, in Reitställen bekommen. In handlichen kleinen Ballen gibt es Heu dort allerdings auch kaum noch. Kaufen kannst du solche Kleinballen in Raiffeisenmärkten, manchmal auch noch beim Erzeuger. Sie Ballen sind dann im Verhältniss recht teuer.
- Heu ist ein deutlich besserer Nährstofflieferant als Stroh.
- Es bleibt auch nach langen Regenperioden sehr trocken und lange Schimmel frei. Genau wie Stroh reguliert es die Bodenwärme und sorgt für wenig Wasserverdunstung.
Nachteil:
- Heu versamt sehr stark in den Beeten, denn es wird geschnitten und getrocknet wenn es Samenstände hat. Du musst also, wenn du Grasbewuchs im Beet im Griff halten willst immer nachmulchen.
- Heu ist nicht für jederman etwas - Allergikern ist hier dringend abzuraten. Ebenso Gärtnern mit empfindlicher Haut.
Leinstroh
So gut Leinstroh als Einstreu für "Hustenpferde" ist - als Mulch hat es keine Vorteile. Allerdings kann es - dünn ausgebracht, auf Dauer schwere Böden verbessern.
Nachteile:
- Leinstroh kannst du abgepackt in Foliensäcken kaufen. Es ist wie kleines Häckselgut. Die scharfen Fasern picken und stechen allerdings äußerst unangenehm und veraken sich auch in Gartenhandschuhen.
- Eine Mulchschicht muss ja eine bestimmte Dicke aufweisen um sinnvoll zu sein - das klappt mit Leinstroh nicht. Die Flüssigkeits-Aufnahmefähigkeit des Strohs liegt bei ca 400%! Das Absorptionsvermögen von Leinstroh ist somit etwa 12 mal höher als bei Stroh. Das erklärt einiges. Du kannst von oben wässern soviel du willst, der Boden darunter bleibt pulvertrocken.
Rasenschnitt
Viele schwören auf Rasenschnitt.
Meine Erfahrung damit ist eher nicht so gut. Deshalb kommt das für mich in Gemüse- und Staudenbeeten nicht mehr in Frage.
Vorteile:
- Rasenschnitt fällt in den meisten Gärten regelmäßig an. Dieses Mulchmaterial steht kostenfrei zur Verfügung.
- Rasenmulch hält die Feuchtigkeit sehr gut im Boden.
Nachteile:
- Der Grasschnitt muss zuvor antrocknen. Das schafft einen deutlichen Mehraufwand.
- Ist der Grasschnitt nicht genügen trocken oder wird ein zu dicke Schicht aufs Beet aufgetragen, entwickelt sich eine zähe, stinkende Pampe die kaum mehr Sauerstoff an den Boden lässt. Dort wächst dann nichts mehr, auch kein Gemüse.
- Grasschnitt muss immer neu nachgelegt werden, sonst versamt sich das Grün recht schnell im Beet.
- Die Rotte von Grasschnitt ist nicht für schwere, lehmige Böden geeignet. Hier bildet sich schnell Staunässe.
- Die Rotte von Grasschnitt entzieht dem Boden Stickstoff. Dieser ist jedoch wesentlich für das Wachstum der Gemüsepflanzen und muss separat wieder zugeführt werden.
- Schnecken und Mäuse fühlen sich darunter äußerst wohl.
Hackschnitzel & Rindenmulch
Hackschnitzel und Rindenmulch eignen sich nur begrenzt.
Vorteile:
- Beides ist in kleineren und größeren Mengen abgepackt oder lose zu bekommen.
- Die Böden darunter bleiben sehr feucht und die Temperatur ist recht gleichbleibend.
- Es ist eine relativ kostengünstige Variante, da beides sehr langlebig ist.
- Unkräuter haben hier wirklich kaum eine Chance.
Nachteile:
- Für eine gute Nährstoffversorgung ist es nicht das geeignete Mittel der Wahl. Wie bei Grasschnitt entzieht die Rotte dem Boden Stickstoff. Dieser muss wieder zugeführt werden.
- Gerade wenn du mit Rindenmulch arbeitest wirst du feststellen, dass einige Gemüse das garnicht mögen. Das liegt daran, dass meist Rinde von Nadelhölzern verarbeitet werden. Diese besitzen einen hohen Gerbstoffanteil.
- Wie bei Grasschnitt ist Holzmulch ein guter Lebensraum für Mäuse und Schnecken.
- In feuchten Jahren hast du unzählige Pilze im Beet.
Laub
Laub ist für mich eine der besten Mulcharten, vorausgesetzt es ist ein Mix verschiedener Laubbäume.
Vorteile:
- Laub gibt es in großen Mengen oft kostenfrei gegen Abholung. Innerhalb eines Jahres bildet sich allerbester Humus.
- Es reduziert die Verdunstung und reguliert die Bodentemperatur.
- Die Pflanzen sind während der Rotte stets mit Nährstoffen versorgt.
Nachteile:
- Laub steht nur im Herbst zur Verfügung. Es muss also eine entsprechend dicke Schicht auf die Beete gebracht werden, damit im kommenden Jahr eine Mulchschicht vorhanden ist.
- An stürmischen Herbsttagen verteilt sich ein großteil der Blätter im Garten. Dagegen hilft nur abdecken.
- Man kann Laub auch in Kompostern aufbewahren, das benötigt natürlich Platz.
Grünabfälle
Derzeit ist es ja "in" alle Grünabfälle die im Gemüsebeet oder Haushalt anfallen direkt als Mulchschicht ins Beet zu geben. Trotz der Vorteile bin ich davon kein Fan.
Vorteile:
- Hervorragender Nährstofflieferant!
- Spart Platz (kein Komposter).
- Keine Unkrautsamen enthalten.
- Speichert Feuchtigkeit im Boden und fördert das Bodenleben von allen Varianten am Besten.
Nachteile:
- Kranke Pflanzenteile (das sieht man ja nicht immer) geben Pilze und Bakterien ggf. an den Boden ab. Spätere Pflanzungen können so befallen werden.
- Es kann sich Schimmel und unangenehme Gerüche durch feuchte Essenreste bilden.
- Es zieht in rekordverdächtigem Tempo Ratten an. Diese vermehren sich schnell und unkontrolliert.
Schaafswoll-Vliese
Noch ein "Hype". Als Dünger in Form von Pellets ist es für mich noch okay - wobei der Aufwand der Herstellung bei mir ein Fragezeichen bzgl. der ökologischen Sinnhaftigkeit zurück lässt.
Vorteile:
- Nach einem "Feldversuch" muss ich sagen - keine.
Nachteile:
- Die Vliese werden ungewaschen abgegeben - das heißt, alles ist darin: Urin, Kot, Ungeziefer. Das sollte man unbedingt wissen bevor man es holt. Genauso riechen die Wollen eben auch.
- Sie lassen sich auf eine unglaubliche Größe sehr dünn auseinanderziehen. Trotzdem sind sie nahezu Wasser undurchlässig. Das macht für das Schaaf ja auch Sinn, denn es will bei Regen trocken bleiben und bei Wind nicht unterkühlen. Entsprechend sind die Wollen sehr Fett haltig und auch dünn auseinander gezogen wirklich wasserdicht. Das zeigt sich insbesonders beim Gießen. Die Erde bleibt darunter einfach trocken. Hier mein Test mit Schaafswolle als Mulch.
- Unkräuter wachsen nach einiger Zeit von unten durch die Wolle. Dann wird es kompliziert, denn das Grünzeug lässt sich nicht durch die Matte herausziehen.
- Natürlich kannst du die Wolle auseinanderzupfen und aufs Beet legen. So kann wenigstens partiell Wasser an die Erde gelangen. Diese Wollflocken hast du dann aber noch nach Jahren in deiner Hacke, denn sie zersetzen sich nur sehr langsam.
Mein Fazit
Auch wenn es vielerlei wirklich gute Gründe für das Mulchen gibt, soll jeder für sich entscheiden wie er das handhabt.
So bin ich nach einigen Jahren intensiven mulchens wieder beim guten, alten Beete hacken und rechen gelandet.
Ich habe damit einfach die besten Erfahrungen gemacht. Und - gegen die gängige Meinung einiger Garten-Influencer, die ab und an mit sehr fragwürdigen Vorschlägen um die Ecke kommen... ich habe allerbesten Boden. Locker, dunkel, gut riechend und voller Würmer.
Noch etwas spricht für mich für diese traditionelle Methode. Regelmäßiges hacken stört Mäuse und vor allem Erdgrillen, die sehr großen Schaden anrichten können. Das will man nicht wirklich haben.
Übrigens - das durch hacken immer wieder Unkrautsamen hochgeholt werden ist übrigens ein Märchen. Gerade durch regelmäßiges hacken und rechen fassen diese nicht Fuß im Beet.
In dem letzten heißen Sommer haben den Pflanzen bei mir mehr die UV-Sonneneinstrahlung von oben statt trockene Böden zu schaffen gemacht. Abhilfe habe ich geschaffen, indem ich die Gemüsenetze - angebunden an Bambusstecken, wie ein Beschattungsdach über die Beete gestellt habe. Das hat sehr gut funktioniert. Außerdem bekommen meine Pflanzen in den Mist freien Jahren vor dem Setzen einen Graben in dem ich halbverrotteten Kompost tropfnass vergrabe. So ist die Nährstoffversorgung für den Großteil des Jahres gesichert.
Ob man mulcht und womit das soll jeder Gärtner für sich entscheiden. Für mich gibt es kein richtig oder falsch. Es hängt einfach von vielen Faktoren ab.
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