Zugegeben, Brennnesselwurzeln zu verarbeiten macht Arbeit, um nicht zu sagen - es macht sehr viel Arbeit. Aber dafür lohnt es sich, denn du kannst die Wurzel vielseitig verwenden und richtig getrocknet ist sie quasi unbegrenzt haltbar.

Wichtig zu wissen:
Innerlich eingenommen sind die Wirkstoffe stark harntreibend und sollten deshalb nicht überdosiert werden. Ansonsten können zuviele Mineralien und Spurenelemente aus dem Körper ausgeschwemmt werden, was zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen könnte.
Wie immer gilt auch hier - die Dosis macht das Gift..

Aus Brennnesselwurzeln kannst du Tee, Tinktur, Tonikum oder Pulver herstellen. Diese lassen sich dann, in gemahlener Form, gut weiterverarbeiten: etwa in Seife, Hautcreme oder Shampoo.

Am einfachsten ist es mit Gartenhandschuhen und einer Grabegabel bewaffnet zuerst den Boden zu lockern. Das brauchst du nur auf einem relativ kleinen Stück, denn die Wurzeln wachsen dicht verzweigt beieinander, und das was als viele Pflanzen scheint ist häufig eine Einzige, die über Wurzelausläufer große Areale in Anspruch nimmt.

Sobald du merkst, dass der Boden gut angegraben ist, packst du ein Bündel Brennnesselstiele dicht überm Boden und ziehst langsam abwechselnd in alle Richtungen. So hast schnell ein recht großes "Paket" samt Wurzeln in der Hand.

• Ich schneide die Stiele der Brennnessel sofort dicht über der Wurzel ab. dann säubere ich das Wurzelbündel unter kaltem, fließendem Wasser. Das ist zugegebener Maßen wirklich etwas mühsam. Bei der Reinigung entferne ich schon die zu dünnen Wurzelanteile, da ich es einfacher finde nur die etwas Dickeren zu verarbeiten.
• Ist alles gut abgewaschen lasse ich die Wurzeln trocknen. Das dauert tatsächlich einige Tage. Dazu lege ich sie an einen luftig-warmen, halbschattigen Ort. Sollte das Wetter nicht mitspielen kommen sie in meinen Dörrapparat bei 35 - 40 Grad. Wenn du unsicher bist lasse sie lieber zu lange als zu kurz trocknen.
• Ist alles gut durchgetrocknet schneide die Wurzeln in kleine Stückchen und bewahren einen Teil für Tee in einem verschlossenem Gefäß auf. Sie lassen sich so besser aus dem Teewasser entfernen, müssen jedoch etwas länger ziehen um ihre Wirkstoffe freizusetzen.
• Den Rest vermahle ich zu Pulver. Dieses verwende ich für Haarwasser.
• In der Ess-Küche verwende ich Wurzel nicht, sie ist mir zu bitter.

Mit Alkohol

• Etwa 6 bis 7 Esslöffel geschnittene Wurzel
• 400ml 40 %igen Alkohol (ich nutze guten Vodka)
• etwas zum Abseihen (ein Stofftuch, Teesieb oder -Filter)
• Eine größere Ansatzflasche mit weitem Hals
• Ein Abfüllbehältnis (Sprühflasche oder Tropfglas)

Ohne Alkohol

• 3 - 4 Esslöffel geschnittene Wurzel
• 200 ml Wasser
• 20 ml guten Apfelessig
• Nach Vorliebe ein paar Tropfen ätherisches Aromaöl. Achte hier unbedingt auf die Reinheit und Qualität der Öle. Synthetische Öle können von Hautirritationen bis zu Allergien  auslösen
• Einen Kochtopf mit Deckel
• Etwas zum Rühren
• zum Abseihen ein Stofftuch, Teesieb oder -filter
• Ein Abfüllbehältnis (Sprühflasche oder Tropfglas)

Bei der Verwendung von Tinkturen mit Alkohol ist es ratsam einen größeren Vorrat anzulegen, da die Tinktur vor Gebrauch einige Wochen ziehen muss. Durch den Alkohol besteht weder die Gefahr des schimmelns, noch das etwas schlecht wird.

Tinktur mit Alkohol

Die Wurzeln werden zusammen mit dem Alkohl in die Ansatzflasche gegeben.

Diesen Ansatz stelle ich für etwa 4 Wochen warm und sonnig. Jeden Tag schwenke ich das ganze vorsichtig immer wann immer ich vorbei gehe - und daran denke.

Nach dieser Reifezeit seihe ich jeweils einen Teil davon durch ein Tuch in eine kleinere Sprühflasche und verdünne das Ganze im Verhältnis 1:1 mit Wasser.

Bei der Verwendung von Tinkturen ohne Alkohol fertige ich die Tinktur in kleinerer Menge nach Bedarf an, da es doch recht schnell geht.

Tinktur ohne Alkohol

Die Wurzeln kommen zusammen mit dem Wasser und dem Apfelessig in einen Kochtopf.

Alles zusammen lasse ich für etwa 15 bis 20 Minuten ganz sacht bei geschlossenem Deckel simmern. Gelegentlich rühre ich einmal um. Der Deckel ist, finde ich, wichtig, denn der Wasserdampf mit den Inhaltstoffen verflüchtigt sich so nicht. Deshalb lasse ich den Topf auch zum Abkühlen verschlossen.

Ist alles erkaltet seihe ich es durch ein Tuch in eine Flasche.

Die Tinktur mit Alkohol sprühe ich einfach ins handtuchfeuchte Haar und massiere es ein.

Nutze ich Tinktur ohne Alkohol massiere ich eine nicht zu kleine Menge in die Kopfhaut, umwickle die Haare mit einem Handtuch und lasse es so bei einer leckeren Tasse Tee einwirken.

Dannach trockne ich meine Haare wie gewohnt.

Bei Rheuma oder Gicht reibt man die entsprechenden Gelenke ein. Die Tinktur kann Rheuma oder Gicht leider nicht bekämpfen, lindert dafür aber durch die durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Inhaltsstoffe etwas die Schmerzen.

Atemwegsentzündungen

Durch die antibakteriellen und entzündungshemmenden Inhaltstoffe der Wurzel fördert Tee, gerade bei bakteriellen Halsinfekten, das Abklingen des Infekts. Aber, Obacht - es ersetzt gerade hier nicht den Gang zum Arzt, denn auch wenn der gesundheitliche Nutzen nachgewiesen ist, so hat die Heilwirkung doch eine Grenze.

Harnwegsinfekte

Die Inhaltsstoffe regen den Harndrang an. Das führt dazu, dass Bakterien schneller aus der Harnröhre ausgespült werden.

Zudem wirken die Inhaltsstoffe der Wurzel leicht antibakteriell und sind so ein Gegenspieler der Keimen.

Prostataprobleme: 

In einigen Studien wurde nachgewiesen, das Inhaltsstoffe der Brennnesselwurzeln hormonähnliche Eigenschaften haben. Diese "Hormone" bilden sie erst in der Prostata und hindern anscheinend Prostatazellen, welche Prostatitis einleiten, am wachsen. Wie das genau funktioniert ist noch nicht bekannt, wird aber in mehreren klinischen Studien untersucht. Die europäische Kommission forscht auf diese Gebiet und empfiehlt Brennnesselwurzel als Behandlung bei beginnender Prostatahyperplasie Stadium I bis II (BPH).